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Gewalt im Kinderheim: Symbolische Wiedergutmachung

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Als Kinder erlebten sie in den 60er Jahren eine schlimme Zeit im Waisenhaus «Maria Hilf» in Laufen (damals BE). Sie wurden für Kleinigkeiten geschlagen, eingesperrt oder noch schlimmer: sie wurden minutenlang kopfüber in einen Wassereimer gesteckt und kalt abgeduscht. Nach über 40 Jahren erhielten sie nun eine symbolische Wiedergutmachung. An einer Feier in Laufen bedauerten die heutigen Heimverantwortlichen sowie je ein Vertreter der Berner und Baselbieter Regierung, was damals den Kindern angetan worden war. Dem Treffen fern blieben die Ingenbohler Schwestern.

Der Berner Justizdirektor Christoph Neuhaus gab sich selbstkritisch: «Ja, wir wären damals für die Aufsicht des Waisenhauses Laufen zuständig gewesen.» Doch offensichtlich funktionierte die Aufsicht schlecht. Neuhaus: «Es tut mir aufrichtig leid, was passiert ist.» Worte des Bedauerns auch vom Baselbieter Regierungsrat Urs Wüthrich: «Die wichtigste Form der Wiedergutmachung ist, aus Fehlern zu lernen.»

Das Treffen initiierte Willy Mischler, der wie andere auch von den Ordensschwestern «geduscht und gedünkelt» wurde (siehe Beobachter 10/2010). Die früheren Bewohner konnten nun am Empfang auch ihre Akten einsehen – oder was davon noch übrig ist. Mischler forderte am Treffen, die Schweiz solle einen Fonds für Opfer von vormundschaftlichen Zwangsmassnahmen äufnen: «Viele hatten nach Jahren im Heim einen äusserst schlechten Start ins Leben und können es bis heute nicht meistern.» Für solche Härtefälle brauche es finanzielle Unterstützung.

Wer mehr wissen will über die eigene Vergangenheit im Kinderheim kann Einsicht in seine Akten verlangen. Ein Musterbrief findet sich hier: Musterbrief_Akteneinsicht.

Written by Otto Hostettler

5. Oktober 2010 at 15:58