Otto Hostettler's Blog

Posts Tagged ‘Atomkraft

Wer überflüssigen Atomstrom kauft, erhält Geld

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© Beobachter 2010/Otto Hostettler

Strom beziehen und dafür Geld bekommen? Auf dem Energiemarkt ist alles möglich. Die Stromkonzerne kommt es billiger, Kohle- und Atommeiler trotz Überangebot weiterlaufen zu lassen und den Strom zu verschenken, statt die Werke zu drosseln.

Energiekonzerne erhielten über Weihnachten nicht nur Strom geschenkt, sondern bekamen auch noch Geld, wenn sie Strom «kauften». Der Grund: Winterliche Tiefdruckgebiete bescherten norddeutschen Windkraftwerken viel Strom – bei schwacher Nachfrage, denn Industrie und Gewerbe ruhten. Für Betreiber von europäischen Kohle- und Atomkraftwerken war es aber billiger, die Kraftwerke weiterlaufen zu lassen als zu drosseln – das Stromangebot wuchs.

Am 26. Dezember wars ganz verrückt: An der europäischen Strombörse in Leipzig kostete die Megawattstunde minus 200 Franken. Sprich: Pro Kilowattstunde, die ein Stromhändler bezog, erhielt er 20 Rappen (siehe EEX & Swissix Preise).

Den vollständigen Artikel lesen Sie im Beobachter 2/2010

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Written by Otto Hostettler

21. Januar 2010 at 09:23

Atommüll: «Welche Technik hält schon eine Million Jahre?»

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© Beobachter 2009/Thomas Angeli & Otto Hostettler

Nichts kann garantieren, dass aus einem Atommüll-Tiefenlager keine Radioaktivität in die Umwelt gelangt, sagt der Wiener Risikoforscher Wolfgang Kromp. Er fordert kleinere, dezentrale Lager.

Wo soll ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle zu liegen kommen, bei Benken im Zürcher Weinland, an der Lägern oder am Bözberg? Dass von betroffenen Gemeinden Widerstand zu erwarten ist, weiss man. Die Angst vor Unfällen und Lecks in der unterirdischen Anlage im Opalinuston lässt die Emotionen hochgehen. Das Modell eines einzigen, zentralen Lagers für die hochradioaktiven Abfälle galt bisher als unbestritten. Nun stellt es der österreichische Risikoforscher Wolfgang Kromp in Frage. Der Leiter des Instituts für Risikoforschung an der Uni Wien fordert ein Lagerungskonzept, bei dem der grösste anzunehmende Unfall für die Menschheit noch beherrschbar wäre – bei einem zentralen Lager sei das nicht der Fall.

Beobachter: Herr Kromp, die für die Entsorgung zuständige Nagra sagt, ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle im Opalinuston sei «technisch machbar». Wie sehen Sie das?

Wolfgang Kromp: Mit den Theorien über die sicheren Gesteinsarten ist es wie mit der Mode. Die wechselt auch immer mal wieder. Die Schweiz will ein Endlager im Opalinuston, die Schweden bleiben beim Granit, die Deutschen setzen auf Salz. Wo einer zu bohren beginnt und jemand Geld investiert hat, wird dies früher oder später als die technische Lösung betrachtet. Und irgendwann kommt man dann darauf, dass es eben doch nicht geht. Vor über 20 Jahren sah man in Deutschland das Salzgestein als Ort für ein Endlager. Schliesslich fand man heraus, dass Wasser durch einen Salzstock durchlaufen kann. In der Asse ist das Lager auch tatsächlich abgesoffen. Jetzt haben sie den Scherbenhaufen.

Beobachter: Als Beweis, dass der Opalinuston sicher ist, präsentiert die Nagra gern eine 180 Millionen Jahre alte versteinerte Schnecke…

Kromp: Solchen Versteinerungen sieht man nicht an, wie oft sie im Lauf der Jahrmillionen nass wurden. Es mag Gebiete auf der Erde geben, die die kommenden Millionen Jahre relativ unbeschadet überstehen. Aber wir können nicht sagen, wo sich diese befinden. Aus der Vergangenheit jedenfalls lässt sich nicht auf eine ferne Zukunft schliessen. Über kurze Zeiträume mag das gehen, aber über geologische Zeiträume hinweg ist das fahrlässig. Die Erdkruste ist in Bewegung, in Zehntausenden, ja Hunderttausenden von Jahren können sich etwa Wasserwege verschieben. Plutonium oder andere radioaktive Substanzen, die bis zu diesem Zeitpunkt schön konzentriert in Behältern aufbewahrt waren, breiten sich dann plötzlich über viele Quadratkilometer aus. Das ist nie mehr rückholbar. Kurz: Ich bin der Meinung, dass die Tiefenlagerung eine Fehlentwicklung ist.

Beobachter: Und was ist Ihrer Ansicht nach die Alternative?

Kromp: Ein Lager muss so beschaffen sein, dass es für alle Zeiten überwachbar und reparierbar ist und die Abfälle rückholbar sind. Im Ernstfall kann Wasser eindringen, ein Vulkan ausbrechen oder die Lagerstätte von einem der in Hunderttausenden Jahren zahlreich wiederkehrenden Gletscher ausgeschürft werden. Dann wäre der Opalinuston mit seinen schönen versteinerten Schnecken im Rhein – oder sonst irgendwo. Und wer wird in Zehntausenden von Jahren noch wissen, wo genau diese wahnwitzigen Vorfahren ihren Abfall vergraben haben? Mir ist das unheimlich. Ich möchte, dass diese Lager in Oberflächennähe bleiben. Da kann der Mensch eingreifen.

Beobachter: Das wäre in einem Tiefenlager auch möglich.

Kromp: Wenn das Tiefenlager – und das ist für jedes Tiefenlager früher oder später zwingend vorgesehen – einmal zubetoniert ist, bleibt es zu. Glauben Sie wirklich, dass in einem Ernstfall irgendjemand das grausliche Ding ausgräbt, um zu sehen, wo das Problem liegt? Das wäre dann ohnehin viel zu spät. Die radioaktiven Stoffe hätten sich längst ausgebreitet.

Beobachter: Hochradioaktive Abfälle an einem oberirdischen Ort gelagert – da dürfen wir gar nicht daran denken, was passieren könnte.

Kromp: Etwas Fels und Beton sollten schon noch dazwischen sein. Aber ich möchte das Lager sicher nicht in 500 oder 1000 Meter Tiefe bauen. Da wäre langfristig gesehen jede Art von Inspektion extrem schwierig. Wenn man ein solches Lager zugänglich halten will, muss man sicherstellen, dass kein Wasser dazukommt. Aber in Benken etwa müssen Sie zwei Wasserhorizonte durchstossen. Und wo ist der Nachweis, dass es eine Technik gibt, die einen verfüllten Zuführungsschacht für Jahrmillionen dicht hält?

Beobachter: Sie plädieren für ein dezentrales Lagerungskonzept. Wie stellen Sie sich das konkret vor?

Kromp: Meiner Meinung nach braucht man für eine begrenzte Anzahl Menschen jeweils auch ein Lager für atomaren Abfall. Es geht darum, die optimale Grösse zu finden.

Beobachter: Soll denn jede Gemeinde ein eigenes Atommülllager betreiben?

Das ganze Interview lesen Sie im Beobachter 14/2009

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Written by Otto Hostettler

10. Juli 2009 at 13:17

AKW Mühleberg: Von Rissen darf keiner wissen

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© Beobachter 2009

Die Risse im Kernmantel des bald 40-jährigen AKW Mühleberg werden immer grösser. Trotzdem will man eine unbefristete Betriebsbewilligung – und hält die Sicherheitsberichte unter dem Deckel. Ein solcher Bericht enthält brisante Informationen.

Dieses Mal ist alles anders: Die halbstaatliche Betreiberfirma BKW will nicht öffentlich Rechenschaft ab­­legen über massgebliche Sicherheitsfragen des Atomkraftwerks Mühleberg. Obschon sie für das fast 40-jährige AKW derzeit vom Bund eine unbefristete Betriebsbewilligung verlangt, bleibt ein umfassender Sicherheits­bericht unter Verschluss. Eigenartig: Der letzte solche Bericht («SIB 89») war noch öffentlich, genauso wie die entsprechenden Berichte anderer Schweizer Atomanlagen.

Dabei birgt eine vertrauliche Expertise der BKW von 2007, die dem Beobachter vorliegt, brisante Details zu den Rissen an den Schweissnähten des Kernmantels. Diese waren vor bald 20 Jahren entdeckt worden. In einer aufwendigen Reparatur wurden Mitte der neunziger Jahre vier Zuganker als Klammern um den Kernmantel gebaut. Als die BKW vor zehn Jahren eine unbefristete Bewilligung verlangte (und nur eine befristete erhielt), liess Bundesrat Moritz Leuenberger bei der deutschen Prüfanstalt TÜV eine Expertise über mögliche Folgen der Risse erstellen. Der TÜV kam – damals – zum Schluss, die Risse seien kein Sicherheitsrisiko.

Den riesigen ­Klam­mern zum Trotz – der 157 Seiten starke vertrauliche BKW-Bericht belegt das Ausmass einer beunruhigenden Entwick­lung: Die am stärksten betroffene hori­zon­tale Schweissnaht Nummer elf weist inzwischen neun Risse auf, die sich gesamthaft über 2,4 Meter erstrecken – also fast über einen Viertel des Umfangs des Kernmantels.

Der längste dieser Risse misst 91 Zentimeter. Vor zehn Jahren war der längste noch 48 Zentimeter lang, die Gesamtlänge aller Risse nicht einmal halb so gross wie heute. Der tiefste Spalt misst gemäss der nie ver­öffentlichten Expertise 2,4 Zentimeter. Er durchdringt die 3,1 Zentimeter dicke Wand des Kernmantels um mehr als zwei Drittel.

Ein Blechteil fällt in den Reaktorkern

Über die Risse möchte die BKW am liebsten gar nicht sprechen. Gegenüber dem Beobach­ter heisst es nur, die am stärksten betroffene Schweissnaht sei zu «72 Prozent intakt». Sprich: Sie ist zu mehr als einem Viertel nicht «intakt». Irritierend: Die Aufsichtsbehörde Ensi ­(Eidgenössi­sches Nuklearsicherheitsinspektorat) hält in ihrem Jahresbericht summarisch fest, die Risse hätten «keinen Ein­fluss auf den sicheren Betrieb der Anlage».

Doch im AKW Mühleberg gibt es noch andere Probleme. Auch an der Kernsprüh­leitung sind Risse aufgetaucht. Und aus der Pendenzenliste der Aufsichts­behörde geht hervor, dass sogar der Ablauf der Morgen­sitzung im AKW zu wünschen übrig lässt.

Die Hintergründe der Vorfälle im AKW muss man sich aus den verschiedenen Publikationen der Aufsichtsbehörde zusammentragen: So ereignete sich beispielsweise während der Jahresrevision im August 2007 bei der sogenannten Brennelement-Wechselmaschine (einer Art Kran im Reaktorgebäude) eine denkwürdige Panne. Bei einem Test öffnete sich fälschlicherweise ein Greifer, so dass ein Kasten mit gebrauchten Brennelementen auf den Boden des Brennelement­beckens «abrutschte». Im Aufsichtsbericht heisst es dazu lapidar, zwei Luftschläuche seien vertauscht angeschlossen – und das Versehen bei der Funktionskontrolle über­sehen worden.

Wenige Tage später Phase zwei im Wechselmaschinendebakel: Das frisch sanierte Gerät wird über dem offenen Reaktor ausprobiert. Just zum Zeitpunkt, da mit dem Kran die Brennelemente in den Reaktorkern eingesetzt werden, löst sich ein Blechteil von der Maschine – das gute Stück entschwindet im Reaktorkern. Im Aufsichtsbericht heisst es beschwichtigend: «Das Teil konnte nicht geborgen werden. Es wurde jedoch nach­gewiesen, dass der Verlust dieses Kleinteils die Sicherheit der Anlage nicht gefährdet.»

Lesen Sie den vollständigen Artikel im Beobachter 3/09

Written by Otto Hostettler

6. Februar 2009 at 14:30