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Smart Meter: wer genau «floppt» in Luzern?

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«Intelligente Stromzähler floppen» berichten mehrere Zeitungen zu einem Versuch des halbstaatlichen Energiekonzerns CKW. Der erhoffte Spareffekt sei bescheiden. Doch die Frage drängt sich auf: wer genau «floppt» da?

imagesDie Axpo-Tochter CKW zog nach 3,5-jährigem Test im Kanton Luzern mit 1000 so genannten intelligenten Stromzählern ein ernüchterndes Fazit: «Für die grosse Mehrheit der Kunden sind die Stromspareffekte und der Nutzen von Smart Meter gering.» Der neuartige Zähler, der über ein Display im Haushalt den aktuellen Stromverbrauch anzeigt, würde sich nur für jene Kunden lohnen, die hochmotiviert seien und sich mit ihrer Energieeffizienz auseinander setzen würden. «Der intelligente Zähler allein spart noch keinen Strom», schreibt die CKW in einer Medienmitteilung.

Fazit des 3-Millionen Franken teuren Pilotprojekts: Die CKW setzt künftig auf Energiesparmassnahmen, «die sich für alle Kunden lohnen» würden. Denn gemäss Angaben der CKW hat die live-Information über den eigenen Stromverbrauch nur einer kleinen Gruppe von interessierten Haushalten Einsparungen gebracht. Im Durchschnitt würden diese lediglich 3 Prozent Strom sparen, umgerechnet 30 Franken pro Jahr.

Wie genau beispielsweise die Luzerner Zeitung und die Berner Zeitung darauf kommen, dass Smart Meter «floppen», ist ein Rätsel. Die Meldung stammt von der Schweizerischen Depeschenagentur (sda), den Begriff «Flop» verwendete die CKW nicht, dürfte also von der sda stammen. Der Verdacht liegt nahe: Die Tonalität der Pressemeldungen sind ganz im Sinn der CKW. Denn mit dieser Interpretation des Pilotversuches kann sich die CKW getrost zurück lehnen, denn offensichtlich drängen sich nach diesem Versuch keine Investitionen in solche Geräte auf.

Dabei geht allerdings Folgendes vergessen: Nicht die neuartigen Zähler sparen Strom, sondern die Stromkonsumenten. Das tun sie beispielsweise mit energieeffizienteren Geräten oder mit einem bewussterem Umgang der täglichen Gewohnheiten. Für die CKW aber könnten Smart Meter sehr wohl ein Gewinn sein. Die Geräte gäben dem Energieversorger die Möglichkeit, den Verbrauch ihrer Kunden online zu verbuchen, statt wie vor 50 Jahren persönlich von Haushalt zu Hauhalt abzulesen. Doch die Schweizer Stromkonzerne schicken lieber ihr das Ablese-Personal vorbei, statt die Elektronik zu nutzen.

Den tatsächlichen Nutzen werden Smart Meters ohnehin erst dann entfalten können, wenn auch in der Schweiz flexible Tarife möglich werden. Sprich: Zu Tageszeiten mit hohem Stromverbrauch (und Stromknappheit) sind die Tarife hoch, bei Stromüberschuss (und Stromüberfluss) sind die Kosten tief. Aber solche Modelle, mit welchen Konsumenten Geld sparen könnten, scheuen die Schweizer Energieversorger bisher wie der Teufel das Weihwasser. Dazu kommt: Angenommen alle 200’000 von der CKW mit Strom versorgten Haushalte im Kanton Luzern würden – wie im Pilotprojekt von interessierten Kunden erreicht – durchschnittlich 30 Franken  Strom sparen, gingen der CKW jählich 6 Millionen Franken Einnahmen aus dem Stromverkauf verloren.

Ironie der Geschichte: Praktisch zeitgleich mit der Ankündigung der CKW, nicht weiter auf die intelligenten Stromzähler zu setzten, wurde eine denkwürdige Firmenübernahme bekannt: Für 3.2 Milliarden Dollar übernimmt der Suchmaschinen- und Werbekonzern Google das US-Unternehmen Nest, ein Anbieter von intelligenten Heizungsreglern und Rauchmeldern. Thermostate von Nest können über Internet und Smartphone gesteuert werden und gelten als „lernfähig“. Sie erkennen die Gewohnheiten der Benutzer. Wenn beispielsweise Bewohner einer Liegenschaft immer tagsüber abwesend sind, reduziert der Thermostat automatisch die Raumtemperatur.

 

Written by Otto Hostettler

14. Januar 2014 at 23:38

Axpo-Tochter droht mit Lichterlöschen

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Luzerner Gemeinden überlegen sich, ob sie ihren Strom weiterhin von der Axpo-Tochter CKW beziehen wollen. Das macht die CKW nervös.

Die grossflächigen Inseraten in der Zentralschweizer Tagespresse zeigen tiefschwarze Nacht, mitten darin hält eine Hand eine kleine Kerze. Dazu die Botschaft: «Wie würde das Leben in den kleinen Luzerner Landgemeinden wohl ohne CKW aussehen?». Wer so werben muss, hat offensichtlich ein Imageproblem.

Der Hintergrund: Die Stromlieferverträge von über 80 Luzerner Gemeinden laufen demnächst aus, die CKW hat alles Interesse, wiederum langfristige Abkommen zu schliessen und damit die Gemeinden über Jahre hinweg an sich zu binden. Doch ein Mini-Bürgerkomitee macht seit Monaten gegen die aus ihrer Sicht unvorteilhaften Stromverträge mobil, kritisiert die massiven Preiserhöhungen und fordert, die Gemeinden sollten die Stromversorgung selbst in die Hand nehmen. So wie das vielerorts in der Schweiz der Fall ist.

Liefern nämlich Gemeinden ihrer Bevölkerung und dem einheimischen Gewerbe selber Strom, ist dieser oftmals besonders günstig, wie verschiedene Beispiele zeigen. Im Kanton Luzern beispielsweise kostet eine Kilowattstunde Strom 38 Prozent mehr als im Einzugsgebiet des  Elektrizitätswerks des Kantons Zürich. An beiden Orten handelt es sich um Strom von der Axpo (der Beobachter berichtete). Zudem haben Gemeinden mit eigenem Energiewerk über die Stromleitungen Zugang zu den Haushalten und bieten schon heute attraktive TV-/Internetdienste an. Oder sie investieren in ein hochleistungsfähiges Glasfasernetz, das sie mit dem Stromnetz kombinieren. Zürich machts vor.

So gesehen hat die Axpo-Tochter CKW allen Grund zur Nervosität: Das Bürgerkomitee, anfänglich nur mit dem Stromnetz der Gemeinde Emmen beschäftigt, lancierte inzwischen eine kantonale Volksinitiative. Mehrere Gemeinden haben ihren Entscheid über die Langfristverträge mit der CKW aufgeschoben, den neuen Vertrag mit dem Stromkonzern hat noch nicht einmal die Hälfte der Luzerner Landgemeinden unterzeichnet.

Das Bürgerkomitee ist der Meinung, in den letzten Jahrzehnten sei das Stromnetz von den Konsumenten längst amortisiert worden, jetzt müsse es an die Gemeinden abgetreten werden. Die CKW ihrerseits bietet den Gemeinden einen Vertrag an, der über weitere 25 Jahre die Stromlieferungen regelt. Mit der Folge, dass die Verteilungsnetze dereinst nach Ablauf der Verträge noch immer in Hand der CKW liegen – obwohl die Konsumenten diese erneut amortisiert haben werden.

Written by Otto Hostettler

24. November 2009 at 20:11

Im Schneckentempo zum Breitbandnetz

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© Beobachter 2009/Otto Hostettler

Die Swisscom trödelt beim Bau ihres Glasfasernetzes. Dabei graben ihr Städte und Gemeinden das Wasser ab: Sie bauen eigene Netze – und ersparen den Bürgern hohe Swisscom-Rechnungen.

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«Die Swisscom baut das Netz der Zukunft» der markige Spruch aus der Eigenwerbung klingt gut, beschönigt aber die Realität. Denn die Swisscom hat eben erst damit begonnen, Privatliegenschaften an das ultraschnelle Glasfasernetz anzuschliessen. Kleinlaut muss Swisscom-Sprecher Olaf Schulze zugeben: «Wir dürfen uns keine Illusionen machen, es wird noch Jahre dauern, bis nur schon in den Städten alle Kunden einen Glasfaseranschluss haben werden.» Hochauflösendes Fernsehen, schnelleres Internet, Videofilme zum schnellen Herunterladen bleiben für die meisten Privathaushalte bis auf weiteres ein Wunschtraum.

Für die Swisscom ist das gemächliche Tempo nicht weiter schlimm: «Es gibt heute noch keine Anwendung, die eine solche Bandbreite benötigt.» Doch die Entwicklung der letzten Jahre zeigt eindrücklich: Neue Anwendungen befördern immer grössere Datenmengen durchs Netz, die Internetzugänge werden immer leistungsfähiger. Die Folge davon: Die Datenraten im Internet, also die Geschwindigkeit, verdoppeln sich etwa alle 20 Monate. Erste hochauflösende TV-Programme sind bereits verfügbar. Dass die Schweiz zügig ein Glasfasernetz aufbauen sollte, ist unbestritten.

Doch der Swisscom drängt die Zeit nicht. Das herkömmliche Kupferkabel ist für den nationalen Kommunikationskonzern eine sichere Einnahmequelle. Benutzer bezahlen Monat für Monat eine Grundgebühr fürs Telefon, zusätzlich die Gesprächstarife – und dazu erst noch ein Abonnement für den Internetzugang.

«Die Swisscom hat den Bau des Glasfasernetzes zu den Endkunden verschlafen», sagt Harry Graf, Sprecher des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich, das in Zürich ein eigenes Datennetz baut. In dünner besiedelten Gebieten ist der Ausbau für die Swisscom wenig lukrativ, das Glasfasernetz liegt für viele Liegenschaften unerreichbar fern.

Mehrere Städte haben inzwischen ihre Gemeindewerke oder Energieunternehmen beauftragt, eigene Leitungsnetze zu bauen. Seit das Zürcher Stimmvolk vor zwei Jahren 200 Millionen Franken für den Aufbau eines solchen bewilligt hatte, schlagen laufend weitere Kommunen diesen Weg ein. Darunter Basel, Bern, Genf, St. Gallen und Winterthur, aber auch regionale Zentren wie Burgdorf, Langenthal oder Meilen.

Doch nicht alle Gemeinden besitzen eigene Kabelnetze oder ein Energienetz. Im Kanton Luzern beispielsweise liefert die Axpo-Tochter CKW in fast allen 88 Gemeinden den Strom direkt bis in die Häuser. In Emmen zeigt nun ein Bürgerkomitee auf, dass eine Gemeinde trotzdem ein eigenes Datennetz aufbauen könnte. Eine geradezu ideale Gelegenheit bieten die langfristigen Stromlieferverträge, die zurzeit mit den CKW neu ausgehandelt werden.

Weiterlesen im Beobachter 14/2009

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(Bild: Swisscom)

Written by Otto Hostettler

8. Juli 2009 at 20:18